cd

scope

Audio Sample:

liner notes

Mit der dritten und letzten CD der XALA III Trilogie begeben sich Ania Losinger und Mats Eser auf eine Reise ins Unbeleuchtete: das Unbekannte. Vielleicht heisst darum die Scheibe Scope: der Spielraum, die Entfaltungsmöglichkeit, der auch die Chance innewohnt den Rahmen zu sprengen. Rund ist die Scheibe immer noch, allerdings verhängen und verschieben, verwandeln und verschwinden, veröffnen sich die Räume beim Zuhören ohne unterlass. Nicht nur die Kompositionen, nein, diesmal ist der Sound neu, gänzlich neu.Zu Recht schreibt Ania Losinger nach einer der unzähligen und inspirierenden Mix- und Mastering Sessions mit Björn Meyer „Instrumentale Songs mit Xala III und Rhodes, wo gibt es da schon Vorbilder auf dieser Welt?“ Was direkt zur Frage führt: Was kennen wir von dieser Welt?

Der Ton, der den ersten Song eröffnet, «Minimal Song» benannt, setzt einen Anker im Gehör. Um den herum – sich drehend und perlend, dann hart eine Grundlage suchend und schliesslich bestimmt davoneilend, unter Jubel – das Feeling erlaubt sei, was daran minimal ist.

Eigentlich geht es auch um die Frage was das Fender Rhodes Piano mit der Xala III macht. Begleitet es, ergänzt es, oder erschafft es die Xala III neu? Vielleicht sind die Songs «Arc», «Room XI», «Meters» und «Room V» die Antwort darauf. Hier wird die Schönheit der Töne zelebriert, aber im Untergrund ist noch etwas Anderes, Widersprüchliches. Und es tanzen die Derwische, schunkeln die Groovers, fliegen die Vögel, aufgeregt, lustvoll, schnell hoch, sehr tief.

Acht Songs sind es im Ganzen, also acht Lieder, die zwar aneinadergereiht sind, aber jedes seinen eigenen Raum erschafft.In «Crimson» – der Titel ist eine Reminiszenz an den grossen Robert Fripp und seinem King – beginnt das Fender Piano wie eine Orgel. Wuchtig, rockig, umfassend. Und die Xala beschwichtigt, bespielt und beschlägt es. Bis endlich der Ton der Xala voll erblüht. Ein Dialog zwischen zwei Instrumenten und zwei Musikern, wo sich Freude mit Wahrheit und kompositorische Vielschichtigkeit mit spielerischer Genauigkeit begegnen.

Absolut frei sind die Songs 05 und 08, «Ellipse» und «Open Space I». Hier ist der Raum, den die Töne erschaffen, genauso immens und weit und gross und fliessend, wie wir hören können. Hinter dem Open Space I, so ist zuverlässig anzunehmen, sind noch andere Open Spaces.

Carlos Lügstenmann

CD TOTAL TIME 63.23
Ania Losinger: Xala III
Mats Eser: Fender Rhodes
Produced by Ania Losinger and Mats Eser
Published by Tonus Music Records
CHF 25.-

shanghai patterns

liner notes

Vom ersten Ton des chinesischen Yun Luo Gongs bis zum letzten Schlag der Absätze auf der Xala III dauert der Flug mit Shanghai Patterns 52 Minuten und 23 Sekunden. Das Künstler Duo Ania Losinger und Mats Eser hebt ab in der Neugier nach dieser megalomanen Stadt, nach ihrem Sound und Rhythmus, ihrem unwegsamen Körper. Es ist ein inspirierender und inspirierter atemloser Klanggang durch eine der grössten Siedlungsballungen des Planeten. Nach Shanghai gingen sie wegen der Weltausstellung 2010. Für diese Reise entstand eine neue Xala, flugtauglich in fünf Taschen verpackt und mit einem erweiterten elektroakustischen Klang ausgestattet. Die Xala III, die dritte Generation dieses weltweit einzigartigen, tanzend bespielbaren Instrumentes.

Der Aufenthalt in der grössenwahnsinnigen „Stadt des Drachen“ löste einen Sturm der Eindrücke und Gefühle, eine Flut der Bilder und Töne, einen Sog an Fragen und Träumen aus. Nach der Rückkehr entstand in einem Prozess der Verarbeitung und Übersetzung der Shanghai Reise zuerst 2011 eine Bühnenversion von Shanghai Patterns. Nun folgt eine neu komponierte rein musikalische Fassung, die gleichzeitig der mittlere Teil einer 2014 erscheinenden CD Trilogie mit Xala III ist.

Shanghai Pattern hebt mit der Leichtigkeit des noch frischen Morgens ab, zieht einen Klangraum durch die Stadt und erzählt darin die Geschichten der Metropole. Geschichten von Glanz, Gigantismus, Arbeitswahn, Schnelllebigkeit, Armut und Schmutz, verwoben im nie endenden Pulsschlag der Strassen Shanghais zur Melodie des Lebens, immer weiter fliessend, mal getrieben von der gesichtslosen Masse, mal getragen von der Würde eines nie versiegenden individuellen Lächelns, das auch unter der zähen Dunstglocke der Megalopolis weiter aufblitzt.

Hier dicht, dann lose aber untrennbar verbunden legt Mats Eser magische Klänge, erzeugt in seinem Cockpit aus Marimba und asiatischen Gongs, über und unter die Xala. Und Ania Losinger bespielt auf genau zwei Quadratmetern, unter Einsatz des ganzen Körpers mit mannshohen Holzstäben und Flamenco Schuhen ihre dreizehn Klangplatten aus Holz und Metall.

Rhythmen und Töne versinken, verstocken, versteigen, verlaufen sich. Undurchschaubar, unheimlich, unwirklich, Unwiderstehlich. Sie hellen sich auf, purzeln, drehen und schweben in den Geschichten und Gesten der Stadt. Es zieht, platzt und reisst, es schwärmt aus, es vermengt und verspielt sich, es befiehlt, liebkost und tröstet mit dem letzten hellen Klang über das Ende hinweg.

Man kann ja die Replay Taste drücken.

Carlos Lügstenmann

CD TOTAL TIME 52.23
Ania Losinger: Xala III
Mats Eser: Marimba, Percussion
Produced by Ania Losinger and Mats Eser
Published by Tonus Music Records
CHF 25.–

Audio Sample:

liner notes

Fú ist eine Reise. Sie beginnt in einem Tropfen und fordert auf zu rennen, zu tanzen, nicht müde zu werden. Darauf findet sich ein schöner Reim. Er erzählt von Lichtspielen ohne Anlauf, bäumt den Atem auf. Ich stehe in der Mitte, schwinge in Ellipsen, sehe ein Tor leuchten, höre Sätze, die Verse sind, die im Wasser treiben und Luftblasen perlen zwischendurch. Verstecken wir uns?

Fú ist auf Xala III zugeschnitten. In fünf Taschen verpackt, ins Flugzeug verladen, auf dreizehn Klangflächen vertrauend, von Trommel, Gong, Glas, Kalimba und Becken besungen. Fú ist auf blütenweissem Papier entstanden. Aus der leeren Hand kommt die Liebe. Ich bedecke deine Augen, im Traum entsteht die Freundschaft. Dreizehn schlichte Lieder besingen dich. Ich allein weiss, dass ich zufrieden bin.

Carlos Lügstenmann

CD TOTAL TIME 49.33
Ania Losinger: Xala III
Mats Eser: Drums, Percussion
Produced by Ania Losinger and Mats Eser
Published by Tonus Music Records
CHF 25.–

trilogie

3 CDs TOTAL TIME 164.29
Ania Losinger: Xala III
Mats Eser: Drums, Marimba, Percussion, Fender Rhodes
Produced by Ania Losinger and Mats Eser
Published by Tonus Music Records
CHF 60.–

the five elements

Audio Sample:

liner notes

Über die Musik von Ania Losinger und Matthias Eser angemessen schreiben? Kein leichtes Unterfangen. Wortreich entfaltete Sätze laufen unweigerlich Gefahr, den Gegenstand zu zerreden, genau dort zu scheitern, wo die beiden Künstler so faszinierend reüssieren: Im Moment der Reduktion, der Entlastung. Im Abwerfen von Ballast. Von Ballast des eigenen Erfahrungshorizontes, von Ballast historischer Verfügungsmasse – Edoardo Sanguineti sprach in solchem Zusammen- hang salopp vom «Schmutz auf unseren Schultern». Es ist keine beiläu ge, un- verantwortliche Geste, mit der Losinger und Eser ihn wegwischen; jeglichem Beiseitelegen geht Auseinandersetzung und bewusste Entscheidung voraus. Was auf diese Weise bleibt, ist nicht nacktes Gerippe, sondern aufs Wesentliche ver- dichteter Kern, der ebenso in Geschichte ankert wie er von deren Überschuss entlastet ist. Verkürzend und behelfsmäßig wäre dies Ergebnis als ‹Klang gewordener Rhyth- mus› zu umschreiben. Die Formel deutet an, was mit dem Prozess der verdichten- den Reduktion im konkreten Fall Handin Hand geht: die Idee von Einheit und Verschmelzung. Die Verschränkung der Kunstformen, die Adorno mit Blick auf Werke von Kandinsky, Varèse, Cage oder Ligeti noch 1966 als «Verfransung der Künste» kritisierte, wird hier emphatisch betrieben; die Grenzziehung zwischen Zeit- und Raumkunst, in Lessings Lao- koon bereits 200 Jahre zuvor postuliert, wird abermals hinfällig. Losingers und Esers repetitiv organisierte Polyrhythmen scheinen sich aus rezeptiver Perspektive von der Zeitachse zu entkoppeln und in den Raum zu entfalten; das motorische Moment tritt unweigerlich in den Hinter- grund, weicht der Impression frei atmen- der Klang guren – subtil strukturiert und mit immer neuen Aspekten überraschend. Indessen reicht das Interesse der beiden Künstler am Moment der Einheit weiter, gilt nicht allein einer ‹Verräumlichung von Zeit›, sondern auch der Möglichkeit einer, freilich zunächst privaten, unmit- telbaren Verbindung von Kunst und menschlichem Sein. Als sinnvolle und tragfähige Brücke erwies sich die in der chinesischen Medizin und Naturphiloso- phie wurzelnde Lehre der fünf Wand- lungsphasen bzw. der in zyklischen Pro- zessen zueinander in Beziehung gesetzten Elemente Erde, Metall, Wasser, Holz und Feuer. Entsprechend der Fünfzahl gliedert sich die Musik auf dieser CD in fünf Teile – jeder für sich eine Musikalisierung eines der Elemente. Rhythmisch-met- rische Strukturen nehmen dabei direkt Bezug auf die Ziffern, die die chinesische Zahlensymbolik jedem der Elemente zugesellt. Klangfarbe, Harmonik, Bewegungsenergie und dynamische Gestaltung re ektieren wiederum die Bedeutungsspektren der einzelnen Wandlungsphasen. Den drama- turgischen Bogen schlagen Losinger und Eser ausgehend vom Element Erde, über Wasser, Feuer und Metall hin zu Holz. Die chinesische Medizin nutzt diesen Zyklus für energetischen Ausgleich. Die Wandlungsphase Holz, die den Kreis beschließt, impliziert auch ‹Morgen›, ‹Aufbruch›, ‹Frühling›, ‹Anfang›. Es ist gerade der persönliche und zutiefst un- prätentiöse Charakter der in der Drama- turgie dieser CD beschlossenen, über das rein Musikalische hinausreichenden Aussage, der unmittelbar berührt. Der Idee von Aufbruch und Anfang, auch Zu- versicht und Hoffnung reicht man gerne die Hand.

Doris Lanz

CD TOTAL TIME 59.43
Ania Losinger: Xala
Mats Eser: Marimba, Percussion
Produced by Ania Losinger and Mats Eser
Executive producer: Don Li
CHF 25.–